WAMS.dePressespiegel zu JK Ergoline und Ayk

Welt am Sonntag, 13. Juli 2003

 

Kampf der Sonnenkönige

Setzt Solarien-Marktführer JK Ergoline Zulieferer mit zweifelhaften Methoden unter Druck?

von Wolfgang Pott

Düsseldorf  -  Eigentlich war die Freude groß bei Heinz Aydnik, dem Inhaber der Sonnenstudio-Kette Ayk aus Rösrath. Nach zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit und einer Investition von rund zwei Millionen Euro war das neue Produkt fertig. Eine Sonnenbank, wie es sie noch nicht gibt auf dem Markt. Mit Klimaanlage, Aromatherapie und Wärmerückgewinnung. Doch der Clou ist: "Sie benötigt nur halb so viel Strom wie eine herkömmliche Sonnenbank, bei gleicher Bräunungsleistung", verspricht Aydnik. Knapp 200 000 Euro kostet sie im Schnitt, 250 000 in der Luxusvariante.

Weltweit will Aydnik damit den Markt beliefern, ein Novum in der Geschichte des Unternehmens. Bestellungen liegen bereits vor. Im August sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden, im kommenden Jahr wird der Verkauf von 1000 Stück angepeilt. Doch Aydnik steht vor einem großen Problem. Er kann wahrscheinlich nicht pünktlich liefern, weil sich die Produktion deutlich verzögert. Aydnik rechnet deshalb nach eigenen Angaben mit Verlusten in sechsstelliger Höhe.

Die Verzögerung ist kein Zufall, vermutet Aydnik. "Dahinter steckt System." In dem ärgsten Mitbewerber und Marktführer, dem Bräunungsgeräte-Hersteller JK Ergoline aus Bad Honnef, sieht er den Schuldigen. Nicht ohne Grund. JK Ergoline hat vor wenigen Tagen eine vierseitige so genannte Vertraulichkeitserklärung an seine Zulieferer gesandt. Das Schreiben liegt der WELT am SONNTAG vor.

Darin werden die Zulieferer in dem Absatz "Sperrvermerke" verpflichtet, neben JK Ergoline nicht auch noch an sämtliche Wettbewerber zu liefern. Die entsprechenden Konkurrenten, insgesamt 13 Firmen, sind auf der letzten Seite der Erklärung aufgeführt. Die Zulieferer werden damit in eine fatale Situation gebracht. Weil JK Ergoline mit Abstand Marktführer ist, nach Angabe von Branchenexperten mit deutlich über 50 Prozent, ginge den Zulieferern bei Verweigerung der Unterzeichnung ein großes Geschäft verloren. Unter diesem Druck sollen einige bereits unterschrieben haben.

Tatsache ist, dass ein Teil der Zulieferer seine Produkte für die neue Sonnenbank von Ayk nicht mehr zur Verfügung stellt, darunter ein Hersteller von Kabelbäumen. Damit sind Heinz Aydnik die Hände gebunden. Weil etliche Einzelteile, im Schnitt besteht eine Sonnenbank aus 800 einzelnen Produkten, so individuell sind, ist es Heinz Aydnik auch nicht möglich, einen anderen Anbieter mit der Herstellung zu beauftragen. Für den Ayk-Inhaber ist der Fall klar: "Das ist Wettbewerbsverzerrung."

Ganz falsch dürfte er damit nicht liegen. Denn inzwischen ermittelt nach Informationen der WELT am SONNTAG auch das Bundeskartellamt in Bonn in dieser Angelegenheit. "Uns liegen entsprechende Hinweise vor", sagt eine Sprecherin der Behörde. Vermutet wird eine Kartellrechtsverletzung im so genannten vertikalen Bereich, also zwischen Hersteller und Vorlieferant. Entscheidend ist dabei für die Ermittler offenbar die Marktführerschaft von JK Ergoline, mit der das Unternehmen auch auf seiner eigenen Homepage wirbt. Dadurch sind Zulieferer möglicherweise von JK Ergoline abhängig.

Interessant dürfte das Vorgehen von JK Ergoline aber auch für die Europäische Behörde um EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti sein. Die auf europäisches Kartellrecht spezialisierte Wirtschaftsexpertin Doris Hildebrand kommt im Fall JK Ergoline zu dem Schluss, dass "die EU-Kommission nur dann eine Freistellung vom Kartellverbot gewährt, wenn der Marktanteil am relevanten Markt unter 30 Prozent liegt". Das aber ist bei JK Ergoline in Deutschland nicht der Fall.

Heinz Aydnik geht sogar davon aus, dass "JK Ergoline eine Monopolstellung in Deutschland anstrebt". JK Ergoline dagegen weist all Vorwürfe von sich. Auf Nachfrage der WELT am SONNTAG teilt Hans-Jürgen Kreitz aus der Marketing-Abteilung des Unternehmens mit: "Mit der Vertraulichkeitsvereinbarung haben wir lediglich die Absicht, Entwicklungs-Know-how von JK Ergoline zu schützen." In keiner Weise werde damit die Absicht verfolgt, Wettbewerb zu verhindern. Derweil soll hinter den Kulissen bei JK Ergoline bereits geprüft werden, welche Auswirkungen das Schreiben auf den Sonnenbank-Markt hat.

In der Branche wird ohnehin schon seit vielen Jahren mit harten Bandagen gekämpft. Unter dem Druck, dem Kunden immer neue Bräunungsgeräte mit immer mehr Komfort anzubieten, ist inzwischen eine hemmungslose Materialschlacht unter den Wettbewerbern entstanden. 

Die jetzige Auseinandersetzung zwischen JK Ergoline und den Konkurrenz-Unternehmen stellt den Höhepunkt dar.
 

Artikel erschienen am 13. Jul 2003

Link zur Originalseite: http://www.welt-am-sonntag.de/data/2003/07/13/133013.html